Einspeichen I
Ein Laufrad einspeichen
Dies ist eine simple Methode des Einspeichens. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vorgehensweisen wird hier die Nabe nicht mit Speichen vorgefüllt. Das Vorfüllen hat sicherlich seine Vorteile, ist aber vom Vorgang her nicht so übersichtlich zu vermitteln. Zudem ist es kein Problem die hier gezeigte Vorgehensweise später selbst zu erweitern. Die Logik eines Standardlaufrades ist mit dieser Methode – so meine ich – leichter zu verstehen. Das hier gezeigte Verfahren wurde so auch von Gerd Schraner in seinem sehr zu empfehlenden Buch „The Art Of Wheelbuilding“ vermittelt.
Kreuzung
Ein gängiges Laufrad hat 36 Speichen und ist 3 fach gekreuzt. Das heißt, dass jede Speiche zwischen Nabe und Felge drei mal von anderen Speichen „geschnitten“ werden. Zuerst möchte ich jedoch zeigen, wie es bei einem Laufrad mit 32 Speichen funktioniert, die sich dazu nur zweimal kreuzen. Dies vereinfacht die ganze Sache nochmal und ich muss eigennützlich gestehen, dass es mir auch die Erstellung dieser hier verwendeten 3D-Zeichnungen erleichterte. Trotzdem ist auch diese Variante sehr gebräuchlich. Zum Beispiel findet man diese Art des Laufradaufbaus in Rädern mit einer Rohloff Hinterradnabe.
Europäisch oder Französisch
Okay, nun gehört Frankreich ja auch zu Europa. Aber es lebe der feine – wenn hier auch unrelevante – Unterschied. So kann die Art der Speichenlochanordnung in der Felge für Verwirrung sorgen. Es geht um das Speichenlochmuster. Wenn man sich eine gute Felge anschaut, sieht man , dass die eine Hälfte der Löcher sich rechts außerhalb der Mitte und die andere Hälfte links außerhalb der Mitte befinden. Da das europäische Speichenlochmuster die gängigere Variante ist, soll diese hier erstmal erklärt werden. Das europäische Speichenlochmuster ist daran zu erkennen, dass das erste Speichenloch oberhalb vom Ventil in Fahrtrichtung gesehen rechts außerhalb der Mitte sitzt. Eigentlich ist es noch leichter zu merken, da auch das andere Loch neben dem Ventil auf der rechten Seite sitzt, wenn man entgegen der Fahrtrichtung schaut.
Wenn es jetzt anstatt französisches englisches Speichenlochmuster heißen würde, könnte man sich das leichter merken. Aber hier sind die Franzosen die Querdenker, denn es ist einfach andersherum, als es der Rest von Europa macht. Nur manchmal ist es eben so, dass auch die französische Variante auf den europäischen Markt schwappt, weil es gerade beim Felgenproduzenten Herstellern so auf der Maschine eingestellt war.
Der Anfang
Hier nochmal die Fakten:
32 Speichen, 2-fach gekreuzt, symmetrische Einspeichung, d.h. die Speichen sind auf der linken und rechten Seite alle gleich lang, wie es. z.B. bei einem Laufrad mit Rohloffnabe der Fall ist. Die folgenden Speichen (Zugspeichen; in der Zeichnung rot dargestellt) werden mit dem Speichenkopf auf der Innenseite des Nabenansches eingespeicht. Die führenden Speichen (Druckspeichen; in der Zeichnung blau dargsestellt) werden mit den Speichenköpfen auf der Außenseite des Nabenflansch eingespeicht. Die Speichnnippel werden nur soweit aufgeschraubt, dass sie die Speiche sicher im Speichenloch halten. Zwei Drehungen reichen dafür aus.
Wir starten auf der rechten Seite des Laufrades – also der Antriebsseite. Die Druckspeiche auf Position 1 in der Nabe und die Zugspeiche auf Position 6. Da wir hier eine Felge mit europäischem Lochspeichenmuster vorliegen haben, starten wir mit dem ersten Loch links neben dem Ventil und mit der Blick auf die rechte Seite des Laufrades – „Antriebsseite“ anderen Speiche geht es in das zweite Loch rechts neben dem Ventil. Bei einer Felge mit französischen Speichenlochmuster wäre dies genau andersherum.
Mit diesen beiden Speichen hängt die Nabe schon mal in der richtigen Position.
Einmal um die Runde
Jetzt kann man die restlichen 7 führenden Speichen (blau) einziehen. Dabei wird die Speiche, welche die rote Zugspeiche im Bild kreuzt so geführt, dass sie vorne (außen) liegt.
Von der ersten Speiche (blau) aus überspringt man dabei immer ein Loch an der Nabe und steckt die Speiche in der Felge in jedes vierte Loch.
Und nochmal
Jetzt die roten Zugspeichen von der Flanschinnenseite einfädeln, unter die blauen Druckspeichen führen wie gehabt in entsprechende Löcher der Felge mit Nippeln sichern.
Die linke Seite
Nun geht es auf der linken Seite des Laufrades weiter. Zur Kennzeichnung sind die beiden Eingangsspeichen der rechten Seite noch rot und blau geblieben.
Der Knackpunkt beim Einspeichen auf der linken Seite ist nur, dass man weiß wo es weitergeht. Hier ist es wichtig zu wissen, dass sich die Speichenlöcher in der Nabe auf beiden Flanschseiten nicht genau gegenüberliegen. Dies ist ja auch logisch, da man in zur rechten Seite in der Felge ja auch um ein Loch versetzt anfangen muß.
Hier gibt es also einen kleinen Versatz. Wie der Pfeil in der Zeichnung zeigt, fängt man von der linken Seite aus gesehen hinter dem Loch der rechten Seite an. Auch hier ist es hilfreich eine Zugspeiche in Loch 6 des Flansch zur Orientierung einzuziehen.
Dann verfährt man so, wie auf der rechten Seite . Durch die eingespeichte rechte Seite, kann es hier etwas schwieriger sein, die Speichen einzufädeln. Auch die Größe der Nabe und des Laufrades, die Anzahl der Speichen und Kreuzungen, spielt dabei eine Rolle.
Mit dem Einziehen der restlichen Zugspeichen ist der Vorgang des Einspeichens abgeschlossen. Auch hier ist es wichtig darauf zu achten, dass die Zugspeichen (rot) einmal über und einmal unter den Druckspeichen (blau) liegen.
7 Kommentare
Ralf Culek
Einfach nur Danke für die bildliche Darstellung. Das Einspeichen hat damit auf Anhieb geklappt.
Alex
Schön zu lese,. dass es weitergeholfen hat 🙂
Klaus Zehe
unglaublich, womit wurde denn diese Zeichnungen erstellt
mit diesen Zeichnungen haben es alle Schüler gepackt.
Danke
Alex
Moin,
freut mich sehr, dass die Zeichnungen geholfen haben.
Diese habe ich mit dem Programm Rhinoceros erstellt.
Viel Spaß beim Einspeichen (lehren) und Radfahren 🙂
Beste Grüße
Alex
Matthias Weber
Eine wirklich hervorragende Anleitung und die besten Grafiken, die ich bisher zu dem Thema gelesen habe. Trotzdem ein paar Verbesserungsvorschläge als Feedback:
– Deine Nabe sieht rechts und links ziemlich gleich aus. Für Laien wäre es hilfreich, wenn man auf der rechten Seite jeweils ein Ritzel erkennen könnte. Und wenn Du den Laufrichtungspfeil in jedem Bild zeigen würdest.
– Im Abschnitt „Einmal um die Runde“ redest Du im zweiten Satz von DER Speiche, die die rote Speiche kreuzt. Tatsächlich kreuzen im Bild zwei blaue Speichen die rote Speiche. Das hat mich verwirrt. Eine blaue Speiche muss über die Rote, eine unter die Rote gekreuzt werden. In sehr genauer Blick in die Grafik hat mir die richtigen Kreuzungen aber erklärt.
Nochmals Danke für die Anleitung.
peter
Super Anleitung, danke fürs Schreiben.
Gruß
Peter
Mirko
Hoffentlich bleibt die Ableitung lange erhalten einfach super!